Fall­beispiel / Ober­bay­ern / Lkr. München

Stadtwerke München: Hohe Verkehrslast und starkes Gefälle – Leitungssanierung extrem

Eine über 100-jährige Leitung, Gefälle von bis zu 50 Prozent und viel Verkehr auf der Straße über dem Trinkwasser­netz: Die Stadtwerke München hat­ten 2013 mit der Sanierung der Haupt­wasser­leitung beim Englis­chen Garten alle Hände voll zu tun.

Für die sichere und zuver­läs­sige Ver­sorgung der Lan­deshaupt­stadt München mit Trinkwass­er ist eine den Erfordernissen angepasste Net­zstruk­tur notwendig. Ins­beson­dere kommt den Hauptleitun­gen eine tra­gende Rolle zur Gewährleis­tung der Ver­sorgungssicher­heit zu. Deswe­gen wurde im Jahr 2013 ein rund 1,7 Kilo­me­ter langer Teil­ab­schnitt der Haupt­wasser­leitung 4 zus­tand­sori­en­tiert wiederhergestellt.

Technisch anspruchsvolles Gebiet

Dieser Teil­ab­schnitt der Haupt­wasser­leitung 4 (kurz: HW4) wurde um 1905 als Stahlleitung mit ver­stemmten Muf­fen errichtet. Bere­its zur Bauzeit waren der Leitungs­bau am Isar-Osthang, sowie der Bau der Leitung im Fluss­bett der Isar von beson­der­er tech­nis­ch­er Schwierigkeit. In diesem Bere­ich weist der Leitungsver­lauf ein Gefälle von bis zu 50 Prozent auf. Im Zuge ein­er Zement­mör­tel­sanierung wur­den schon im Jahr 1991 mas­sive Durchros­tun­gen, begin­nend an der Rohraußen­seite, fest­gestellt. Diese waren auf eine Kom­bi­na­tion von ungün­stiger Rohrbet­tung und ein­er nach heutigem Stand der Tech­nik nicht aus­re­ichen­der Schutzumhül­lung zurückzuführen.

Zur langfristi­gen Sich­er­stel­lung ein­er zuver­läs­si­gen Trinkwasserver­sorgung des Münch­n­er Innen­stadt­bere­ichs war die Sanierung dieses Hauptleitungsab­schnitts zeit­nah erforderlich.” 

Tobias Schröder, SWM Services GmbH

Sanierung mit Rohreinzugsverfahren

Für die Instand­set­zung bzw. Erneuerung der HW4 wur­den drei mögliche Sanierungsver­fahren unter­sucht, die in dem sen­si­blen Pro­jek­tum­feld des Englis­chen Gartens real­isier­bar sind. Zur Auswahl standen eine Sanierung der Leitung im Zement­mör­tel-Ver­fahren, eine Erneuerung in offen­er Bauweise in Kom­bi­na­tion mit Rohrvor­trieb­sver­fahren oder eine Sanierung durch PE-Relin­ing ohne Ringraum. Nach inten­siv­er Bew­er­tung der Vor- und Nachteile der einzel­nen Ver­fahren, sowie eines Kosten­ver­gle­ichs haben sich die Stadtwerke München für die Sanierung durch ein Rohreinzugsver­fahren mit PE-Rohren entsch­ieden. Hier­für mussten zunächst 20 Meter lange PE-Rohre zusam­mengeschweißt wer­den, bevor diese in die Trinkwasser­leitung einge­zo­gen wer­den konnten.

Hier­für wur­den vor dem ersten Rohreinzug Probeschweißun­gen durchge­führt und im Süd­deutschen Kun­st­stof­fzen­trum (SKZ) Würzburg auf Qual­ität und Fes­tigkeit der Schweißung geprüft. Im Zuge der Baudurch­führung erfol­gte zudem eine kon­tinuier­liche Fremd- und Eigenüberwachung der Rohrbauarbeiten.


Bei der Anliefer­ung mit­tels LKW zur HW4-Baustelle wur­den die 20 Meter Rohrstücke dann nochmals hin­sichtlich Beschädi­gun­gen, Qual­ität, Wand­stärke und Durchmess­er über­prüft. Vor Ort wur­den die Rohre in einem Schweißzelt im Englis­chen Garten zu Rohrsträn­gen mit bis zu 300 Meter Länge zusam­mengeschweißt. Dadurch waren die Schweißun­gen auch vor Wind und Wet­ter geschützt und kon­nten in höch­ster Qual­ität durchge­führt wer­den. Der Zeit­plan der Bauaus­führung von Früh­jahr bis Herb­st 2013 kon­nte eben­falls einge­hal­ten werden.

Eine beson­dere Her­aus­forderung bei dem Vorhaben waren die Leitungslän­gen und ‑führun­gen der Baustelle. Zur effizien­ten Sanierung wurde der Teil­ab­schnitt deswe­gen in sieben Einze­lab­schnitte unterteilt.” 

Franz Meier, Fa. Pfaffinger Bauunternehmung GmbH

Um die PE-Rohrstränge mit einem Außen­durchmess­er von 800 Mil­lime­tern und ein­er Wand­stärke von fast 50 Mil­lime­tern in die vorhan­dene kleinere Leitung ohne Beschädi­gung einzubrin­gen, musste das einzuziehende Rohr im Durchmess­er für den Einzugsvor­gang deut­lich reduziert wer­den. Dies erfol­gte während des Einziehvor­gangs durch Streck­en des PE-Rohres in Längsrich­tung sowie mit einem speziellen Reduk­tion­swerkzeug, durch welch­es das Rohr gezo­gen wird. Das so auf das kleinere Innen­maß des Altrohres elastisch ver­formte PE-Rohr kon­nte nun beschädi­gungs­frei in die beste­hende Leitung einge­zo­gen werden.

Letzte Überprüfung der neuen Leitung

Nach dem Verbinden der einzel­nen Sanierungsab­schnitte zu einem Gesamt­strang von ca. 1.700 Meter wurde die einge­zo­gene PE-Rohrleitung mit ein­er TV-Kam­era befahren, auf Wasserdichtheit geprüft, entkeimt, gespült und schließlich in Betrieb genom­men und in das Bestand­netz der Stadtwerke München eingebunden.

Stadtwerke München (SWM)
System
Trinkwasser
Regierungsbezirk
Oberbayern
Landkreis
München
Länge des öffentlichen Trinkwassernetzes
3.200 km
Anzahl der angeschlossenen Einwohner
1.600.000
Kon­takt für Rückfragen
Kontaktpersonen
Tobias Schröder, Konzeption Trinkwasser, SWM Services GmbH
Dr.-Ing. Christian Platschek, Leiter Konzeption Rohrsparten, SWM Services GmbH
Telefonnummer
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E-Mail
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Website
www.swm.de