Fall­beispiel / Unter­franken / Lkr. Main-Spessart

Schritt für Schritt zum Sanierungsplan für das Trinkwassernetz

Bei den Stadtwerken in Gemün­den am Main entwick­elt man Schritt für Schritt einen Sanierungs­plan für das Trinkwasser­netz. Dafür wurde zuerst ein­mal der Leitungs­be­stand möglichst genau erfasst. Eine Rohrbruch­sta­tis­tik ist ein weit­er­er Schritt, der zeigt, wo die Rohre vor­rangig erneuert wer­den müssen.

Das Kom­mu­nalun­ternehmen Stadtwerke Gemün­den am Main AöR (kurz KU) wurde im Jahr 2005 gegrün­det. Zuvor erfol­gte die Wasserver­sorgung in Eigen­be­trieb der Stadt. Inzwis­chen arbeit­et das KU an der Entwick­lung eines Sanierungs­plans für die ins­ge­samt 110 Kilo­me­ter öffentliche Trinkwasser­leitun­gen, die in der unter­fränkischen Stadt rund 11.000 Ein­wohn­er ver­sor­gen. Dabei wird Schritt für Schritt vorgegangen.

Erster Schritt: Bestand aus alten Plänen und Unterlagen erfassen

Die Trinkwasser­leitun­gen in der Stadt Gemün­den sind mit­tler­weile zumeist seit Jahrzehn­ten (oft sog­ar mehr als 100 Jahren) in Betrieb. Für die struk­turi­erte Pla­nung der Erneuerung muss in einem ersten Schritt der Bestand doku­men­tiert wer­den. Alte Pläne und Unter­la­gen wer­den dazu erfasst, ges­can­nt und mit entsprechen­den Lage-Infor­ma­tio­nen (GIS) in ein Com­put­er­sys­tem (Leitungsin­for­ma­tion­ssys­tem) einge­speist. Nicht immer stimmten Plan und bauliche Real­ität übere­in. Natür­lich haben Unter­la­gen, die bis 1900 zurück reichen, auch gewisse Infor­ma­tion­slück­en.
Auch über den Zus­tand der Leitun­gen find­et sich in alten Leitungs­dat­en keine belast­bare Auskun­ft. Und lei­der: druck­ge­füllte Wasser­leitun­gen kön­nen nicht ein­fach von innen inspiziert werden.

Zweiter Schritt: Rohrbruchstatistik als Hinweis auf schadensanfällige Netzabschnitte

Die Lebens­dauer von Rohrleitun­gen kann abhängig vom Alter, den ver­wen­de­ten Bau­ma­te­ri­alien und den örtlichen Gegeben­heit­en sehr unter­schiedlich sein. Treten jedoch in einem Leitungsab­schnitt wieder­holt Schäden/​Rohrbrüche auf, so ist dies ein klar­er Anhalt­spunkt dafür, dass ein Streck­en­ab­schnitt an das Ende sein­er Lebens­dauer kommt. Darum erstellt das KU auch aus alten Unter­la­gen eine soge­nan­nte Rohrbruchstatistik.

Dritter Schritt: Computersimulation der Druck- und Durchflussverhältnisse im Netz

Für den näch­sten Schritt messen nun die Mitar­beit­er des KU Wasser­druck und Durch­fluss in unter­schiedlichen Leitungsab­schnit­ten. Dies ist ein Baustein für die Umset­zung ein­er Com­put­er­sim­u­la­tion des Leitungsnet­zes, die auch die unter­schiedlichen Druck­ver­hält­nisse und das Fließver­hal­ten in den Leitun­gen darstellt. Damit wird man in Zukun­ft schaden­san­fäl­lige Bere­iche noch bess­er iden­ti­fizieren. Denn in Wasser­leitun­gen kommt es mit den Jahrzehn­ten zu Kor­ro­sion und Ablagerun­gen im Rohr, wodurch sich der Durch­fluss ver­ringern und das Rohr Schaden nehmen kann. Schlimm­sten­falls entste­hen irgend­wann Risse und Brüche. Wird das Rohr innen durch Kor­ro­sion und Ablagerun­gen zunehmend rauh“, so bremst das auch den Wasser­durch­fluss ab. Durch den Ver­gle­ich der tat­säch­lichen Druck- und Durch­flussmes­sun­gen mit den Berech­nun­gen aus der Com­put­er­sim­u­la­tion kön­nen so in den Leitun­gen ziem­lich genau jene Abschnitte iden­ti­fiziert wer­den, die zunehmend schad­haft und bald das Ende Ihrer Lebens­dauer erre­ichen wer­den. So kann man Wasser­rohrleitun­gen prüfen ohne hinein sehen zu müssen.

Vierter Schritt: Sanierungsprogramm und Bauplanung

Wenn dem KU in eini­gen Jahren die genauen Infor­ma­tio­nen zum Zus­tand der Leitun­gen vor­liegen, wird man auf dieser Basis einen Sanierungs­plan entwick­eln, der vor­sieht, wann welch­er Net­z­ab­schnitt zu erneuern ist. Für die Bau­pla­nung allerd­ings wird man sich dann in der Stadt Gemün­den auch noch mit anderen Tief­bauträgern wie der Straßen­bau­ver­wal­tung, den Energiev­er­­sorgungs- und Telekom­mu­nika­tion­sun­ternehmen abstim­men. Ziel ist dabei, in ein­er Baustelle gle­ich mehrere Sanierungsauf­gaben und Zwecke umzusetzen.

Wir entwick­eln Schritt für Schritt einen Sanierungs­plan für unsere Trinkwasser­leitun­gen. Dafür wurde der gesamte Leitungs­be­stand mit GIS-Infor­ma­tio­nen in einem Com­put­er­sys­tem doku­men­tiert. Dieses wird nun um eine Zus­tands­be­w­er­tung der Leitun­gen ergänzt.” 

Henry Bürgermeister, Leiter Technischer Bereich KU
Stadtwerke Gemün­den am Main
System
Trinkwasser
Regierungsbezirk
Unterfranken
Landkreis
Main-Spessart
Länge des öffentlichen Abwassernetzes
110 km
Anzahl der angeschlossenen Einwohner
11.000
Website
www.stadt-gemuenden.de