Fall­beispiel / Ober­bay­ern / Lkr. Freising

Moosburg prüft Kanalnetz im Zehn-Jahres-Intervall

Bei der Über­prü­fung des Abwasser­net­zes arbeit­et die Kläran­lage Moos­burg mit Sys­tem: Im Zehn-Jahres-Inter­vall wird das 90 Kilo­me­ter lange öffentliche Kanal­netz und nun auch die Anschlus­sleitun­gen per Befahrung mit ein­er Robot­erkam­era unter­sucht. Basierend darauf wer­den die Sanierungs­maß­nah­men geplant und umgesetzt.

Die Stadt Moos­burg leit­et in einem 90 Kilo­me­ter lan­gen öffentlichen Kanal­netz das Abwass­er von über 19.000 angeschlosse­nen Ein­wohn­ern zur stadteige­nen Kläran­lage. Dazu kom­men noch etwa 4.200 Anschlus­sleitun­gen zu den Häusern. Etwa 30 % der Kanäle sind über 50 Jahre alt. Die ältesten Net­zteile stam­men sog­ar aus den 1940er und 1950er Jahren.

Überprüfung mit System

Mith­il­fe eines Geoin­for­ma­tion­sys­tems (kurz GIS oder Kanalkataster) ist in Moos­burg der Überblick über das Netz gewährleis­tet. Im GIS-Sys­tem der Kläran­lage wer­den die genaue Lage, Mate­r­i­al und Zus­tand von Abwasser­leitun­gen abge­bildet. Um den Zus­tand der Kanal­rohre gut im Blick zu haben, wurde das gesamte Entsorgungs­ge­bi­et in 10 Gebi­ete unterteilt. Jedes Jahr wird ein Gebi­et per Kam­er­abefahrung von ein­er Fach­fir­ma unter­sucht. Bei dieser TV-Befahrung wird ein klein­er Robot­er per Fern­s­teuerung durch die Leitun­gen geschickt. Der Robot­er ist mit ein­er Kam­era aus­ges­tat­tet und über­mit­telt hochaufgelöste Auf­nah­men vom Zus­tand der Leitun­gen. Sodann wer­den alle befahre­nen Streck­en­ab­schnitte nach Zus­tand­sklassen bew­ertet (0=keine Män­gel bis 5=umgehender Sanierungs­be­darf). Nach der Zus­tands­beurteilung wird vom Inge­nieur­büro ein Sanierungs­plan mit geeigneten Sanierungsmeth­o­d­en und ein­er ersten Kosten­schätzung erarbeitet.

Der im Jahr 2018 für Moos­burg erstellte Sanierungs­plan brachte fol­gende Ergeb­nisse: Bei 6,4 km Kanal beste­ht in Moos­burg drin­gen­der Sanierungs­be­darf (Zus­tand­sklasse 5) und bei weit­eren 7,2 km sollte die Erneuerung eben­so in den näch­sten Jahren erfol­gen (Zus­tand­sklasse 4). Die Ergeb­nisse der Kam­er­abefahrung und auch alle Sanierungs­maß­nah­men wer­den von der Kläran­lage selb­st in einem elek­tro­n­is­chen Kanalkataster doku­men­tiert und aktuell gehalten.

Kanalrohre von innen „renovieren“

In den näch­sten Jahren will man in Moos­burg 11 km Kanal ren­ovieren und set­zt dabei fast auss­chließlich auf das Inlin­erver­fahren: Dabei wird ein harzgetränk­ter Schlauch in das alte Kanal­rohr einge­zo­gen und z.B. mit Druck­luft aufge­blasen“. Der aufge­blasene Schlauch legt sich wie eine neue Haut an die Wand des alten Kanals und härtet dort in kurz­er Zeit aus. So entste­ht ein neues Rohr im Rohr, das wieder für Jahrzehnte seine Funk­tion erfüllt. Bei weit­eren 2,5 km Kanal will man mit punk­tuellen Repara­turen zum Beispiel bei Anschlussstellen die Dichtheit wieder her­stellen. Auch das kann zumeist von einem Robot­er im Kanal erledigt werden.

Die Zuständigkeit der Stadt für Inspek­tio­nen endet übri­gens am soge­nan­nten Revi­sion­ss­chacht der Grund­stück­sen­twässerungsan­la­gen. Ist der von der Stadt unter­suchte Anschlusskanal, zwis­chen Sam­melka­nal und Revi­sion­ss­chacht schad­haft, muss der Grund­stück­seigen­tümer die Kosten für die Sanierungs­maß­nahme auf seinem Grund anteilig tra­gen. Im pri­vat­en Bere­ich nach dem Revi­sion­ss­chacht müssen die Bürg­er selb­st für die Über­prü­fung und Instand­hal­tung dieser Grund­stück­sen­twässerungsan­la­gen Sorge tra­gen und haben alle 10 Jahre einen Dichtheit­snach­weis zu erbrin­gen. Von 1.600 Anschlussnehmern liegt dieser Nach­weis bere­its vor.

Durch die Gliederung des Net­zes in zehn Bere­iche kön­nen wir die Vor­gabe ein­hal­ten, das gesamte Kanal­netz ein­mal alle zehn Jahre mit der Robot­erkam­era zu untersuchen.” 

Angela Hagl, Kläranlage Moosburg
Stadt Moos­burg
System
Abwasser
Regierungsbezirk
Oberbayern
Landkreis
Freising
Länge der öffentlichen Abwasserleitungen
90 km
An das Netz angeschlossene Einwohner
19.000