Fall­beispiel / Ober­bay­ern / Lkr. Garmisch-Partenkirchen

Gemeinde Farchant: Drei Gemeinden, eine Kooperation bei der Wasserversorgung

Loisach­tal — Die Mil­lio­nen-Investi­tio­nen zum Anschluss an das Wasser­netz mit Grain­au und Garmisch-Partenkirchen sind abgeschlossen. Nun ist Farchant auf der sicheren Seite.

Die bei­den Häuschen sehen aus wie bessere Stadl. Nicht sehr groß. Außen mit Holz verklei­det. Ihr gemein­samer Wert umfasst jedoch einen hohen sechsstel­li­gen Betrag: Teuer ist das, was drin ist. Und enorm wichtig für Farchant. Die Gemeinde hat in ihren alten Hochbe­häl­ter und ein neues Pumpen­haus samt Leitung in Rich­tung Bur­grain investiert. Elf Monate nach­dem die Vere­in­barung unter­schrieben wurde, ste­ht einem Anschluss an das Wasserver­sorgungsnetz von Garmisch-Partenkirchen und Grain­au nichts mehr im Weg. Das ist eine gute Lösung für alle Beteiligten“, sagte Farchants Bürg­er­meis­ter Mar­tin Wohlket­zetter (SPD) bei einem Pres­seter­min im Pumpen­haus. Denn: Zum einen ist sichergestellt, dass seine Bürg­er immer gut mit Wass­er ver­sorgt sind. Zum anderen prof­i­tieren die Part­ner davon, dass ein­er mehr mit­bezahlt. Und wir bekom­men einen Teil unser­er Investi­tio­nen zurück.“ Grain­au und die Gemein­dew­erke Garmisch-Partenkirchen arbeit­en seit 2011 eng zusam­men. Damals ent­standen vier neue, mod­erne Trinkwasser­brun­nen. Auf Farchanter Flur wäre eine eigen­ständi­ge Wassergewin­nung nicht zu real­isieren gewe­sen“, erk­lärt der Rathaus-Chef. 

Die Alter­na­tiv­en, zum Beispiel ein Anschluss an das Münch­n­er Netz, hät­ten Mehraus­gaben bedeutet. Mit dem let­ztlich gewählten Weg sind es 1,67 Mil­lio­nen Euro, die Farchant in diesem und im ver­gan­genen Jahr in das Leitungsnetz des Dor­fes investieren musste. Unter anderem in das Pumpen­haus, das sich an der Orts­gren­ze zu Bur­grain befind­et. Auf rund 25 Quadrat­metern sind neueste Tech­nik und ein Geflecht aus Edel­stahl-Rohren unterge­bracht. Es gibt zwei Pumpen, von denen stets nur eine läuft. Und einen so genan­nten Bypass“, wie Gemein­dew­erke-Mitar­beit­er Johannes Schäf­fler erk­lärt, durch den das Wass­er bei aus­re­ichen­dem Druck von allein läuft. 420 000 Euro galt es schon für das Häuschen zu zahlen. Hinzu kom­men die Kosten für die Tech­nik, eine 280 Meter lange Leitung nach Bur­grain, die Pla­nun­gen und die Vorar­beit­en. Unterm Strich ste­ht für die Druck­er­höhungsan­lage, wie das Pumpen­haus in Fachkreisen heißt, eine Investi­tion von 1,4 Mil­lio­nen Euro. Weit­ere 275 000 Euro sind in den über 40 Jahre alten Hochbe­häl­ter geflossen, der am Weg zu den Reschberg­wiesen zu find­en ist. Dort wur­den die bei­den Kam­mern, die jew­eils 400 Kubik­me­ter Wass­er (also ins­ge­samt 800 0000 Liter) fassen, räum­lich getrennt.

Außer­dem haben wir eine neue Fil­ter­an­lage einge­baut“, erk­lärt Schäf­fler. Bei­de Ver­sorgung­shäuschen wür­den sich zudem bei Störun­gen schnell umrüsten lassen, um die Notver­sorgung des Dorfs sicherzustellen. So kön­nte zum einem der alte Brun­nen angezapft wer­den, gle­ich­es gilt für die Leitung zu den Reschbergquellen. Farchant ist aber nicht der einzige Part­ner der neuen Dreier-Kon­stel­la­tion, der viel Geld in die Hand nimmt. Wir wer­den auch einen neuen Hochbe­häl­ter bauen“, sagt Grain­aus Bürg­er­meis­ter Stephan Märkl (CSU). Grund dafür ist, dass die beste­hende Anlage nahe der Christl­hütte 50 Jahre alt ist und nur etwa 600 Kubik­me­ter Wass­er fassen kann. Das ist zu wenig für einen Touris­mu­sort.“ Der neue Behäl­ter wird zwei Kam­mern mit je 1000 Kubik­me­ter vor­weisen kön­nen. Die Bauzeit ist auf zwei Jahre angelegt“, erk­lärt Märkl. Die Investi­tion, für die es schon einen Beschluss gibt, liegt bei 1,5 Mil­lio­nen Euro. Da sich auch die vier neuen Brun­nen, die seit dem Jahr 2011 die Grund­lage der gemein­samen Wasserver­sorgung bilden, in Märkls Hoheits­ge­bi­et befind­en, kon­nte sich Werke-Chef Wotan Lichtmess eine Bemerkung nicht verkneifen: Die Grain­auer sitzen an der Quelle. The­o­retisch kön­nten sie uns rauss­chmeißen.“ Märkl deutete dann zwar unter Gelächter gesten­re­ich das Zudrehen ein­er Leitung an. Es war aber klar: Diese drei Part­ner wer­den sich in Zukun­ft sehr gut verstehen.

Quelle: Münch­n­er Merkur, 01.07.2016

Gemeinde Farchant
System
Trinkwasser
Regierungsbezirk
Oberbayern
Landkreis
Garmisch-Partenkirchen
Länge des öffentlichen Trinkwassernetzes
156 km