Fall­beispiel / Ober­bay­ern / Lkr. Erding

Markt Isen: Langfristiges Sanierungskonzept zur Reduzierung des Fremdwasseranteils

Was tun, wenn der Fremd­wasser­an­teil im Kanal­netz bei 50 bis 60 Prozent liegt? Der Markt Isen stand vor diesem Prob­lem und musste schnell reagieren. Mit Hil­fe eines umfan­gre­ichen Sanierungs­plans soll das gesamte Kanal­netz inner­halb von rund 15 Jahren saniert wer­den – und zwar gemein­sam mit der Bevölkerung.

Im Markt Isen sind hohe Fremd­wasser­men­gen zu verze­ich­nen. Eine genaue Unter­suchung des Kanal­net­zes und anschließende Sanierung der Undichtheit­en zur Abstel­lung der Fremd­wassere­in­tritte ist deshalb drin­gend erforder­lich. Der Markt wurde zudem aufge­fordert, ein Sanierungskonzept mit Zeit­plan vorzule­gen. Ziel war, mit­tels eines umfan­gre­ichen Sanierungs­plans das gesamte Kanal­netz inner­halb der näch­sten ca. 15 Jahre zu sanieren.

Der hohe Fremd­wasser­an­teil führt zu erhöht­en Betrieb­skosten bei den Pump­w­erken und bei der Kläran­lage. Zudem kön­nte die Verun­reini­gung des Bodens und Grund­wassers auf­grund undichter Abwasserkanäle ober­halb des Grund­wassers ein großes Prob­lem wer­den. Diese Rah­menbe­din­gun­gen unter­strichen die Dringlichkeit eines umfassenden Sanierungskonzeptes.

Für unser Sanierungskonzept set­zten wir uns ein sportlich­es Ziel: nach allen erforder­lichen Unter­suchun­gen soll bis 2032 das gesamte Kanal­netz von Markt Isen saniert und dadurch der hohe Fremd­wasser­an­teil reduziert wer­den. Heute ist die Unter­suchungsphase von etwa zwei Drit­teln der öffentlichen Kanäle bere­its abgeschlossen und wir sind gut im Zeitplan.” 

Werner Christofori, Geschäftsleiter Markt Isen

Untersuchung von 25 km Abwasserleitungen

Um ein Sanierungskonzept zu erstellen, mussten die rund 40 Kilo­me­ter lan­gen Leitun­gen erst ein­mal gründlich unter­sucht wer­den. Zunächst wurde die Ist-Sit­u­a­tion des Kanal­net­zes mit Leitungslän­gen, Kanal­sys­te­men und bish­eri­gen Kam­er­abefahrun­gen betra­chtet, um den Unter­suchung­sum­fang festzule­gen. Ausgenom­men wur­den die Leitungsnet­ze der jün­geren Bauge­bi­ete, die Regen­wasserkanäle. Auch die Abwasser­druck­leitun­gen soll­ten erst zu einem späteren Zeit­punkt unter­sucht wer­den. Zum Schluss verblieb eine zu unter­suchende Leitungslänge von ca. 25 Kilo­me­ter, deren voll­ständi­ge Über­prü­fung 2016 abgeschlossen wurde.

Nach der Kam­er­abefahrung der Abwasser­leitun­gen wur­den die fest­gestell­ten Schä­den bew­ertet und Pri­or­itäten für die Sanierung fest­gelegt. Die dringlich­sten Sanierungs­maß­nah­men kon­nten bere­its durchge­führt wer­den. Gle­ichzeit­ig war es wichtig, die öffentlichen Grund­stück­san­schlüsse (jew­eils der Anschlusskanal ein­schließlich Kon­trollschacht) mit einzubeziehen.

Im Laufe der Unter­suchun­gen wurde schnell klar, dass auch die pri­vat­en Grund­stück­sen­twässerungsan­la­gen (GEA) geprüft wer­den müssen, da wenig über deren Zus­tand bekan­nt ist. Deswe­gen muss die Bevölkerung einge­bun­den und laufend informiert wer­den – bei Ver­anstal­tun­gen, über Mit­teilungs­blät­ter oder über die Bürg­erser­vice App des Mark­tes. Zudem küm­mert sich der Markt Isen um die Koor­di­na­tion der Unter­suchun­gen der pri­vat­en GEA.

Sanierungskonzept für öffentliche und private Kanäle

Auf Grund­lage der ersten Unter­suchun­gen und der Bew­er­tung der Kanäle wer­den Gesamtkosten für die Sanierung von ca. 6,3 Mio. Euro für den öffentlichen Teil der Kanäle erwartet. Für die Erstel­lung des Sanierung­spro­jek­tes führte der Markt Isen anschließend ein europaweites Auss­chrei­bungsver­fahren durch. Gemein­sam mit einem Inge­nieur­büro erar­beit­ete man ein Sanierungskonzept. 

Das Konzept sieht vor, die Maß­nah­men im öffentlichen und im pri­vat­en Bere­ich par­al­lel laufen zu lassen. So wer­den die ersten Sanierungs­maß­nah­men der öffentlichen Kanäle bere­its ab 2018 umge­set­zt. Dies geschieht im laufend­en Betrieb mit dem Schlauch­lin­ing-Ver­fahren“. Beglei­t­end dazu wird das Fremd­wass­er laufend gemessen, um den Erfolg der Sanierung zu doku­men­tieren.

Zeit­gle­ich wird damit begonnen, die Grund­stück­sen­twässerungsan­la­gen (GEA) der pri­vat­en Haushalte nach Sanierungsab­schnit­ten in den sechs Ort­steilen zu über­prüfen: zuerst wer­den vorhan­dene Pla­nun­ter­la­gen (Entwässerungspläne) gesichtet, danach find­et eine Anliegerver­samm­lung und die Erst­bege­hung der Grund­stücke statt. Die Kosten für diese Über­prü­fung wer­den über die Abwasserge­bühren refi­nanziert. Nach der Vorun­ter­suchung der GEA wird die Kam­er­aun­ter­suchung aus­geschrieben und an eine geeignete Fir­ma vergeben. Das Ergeb­nis der Unter­suchung und die Schadens­be­w­er­tung wer­den anschließend den Grund­stück­seigen­tümern aus­ge­händigt. Der Markt unter­stützt dabei die Grund­stück­eigen­tümer und das beauf­tragte Inge­nieur­büro hil­ft bei der Organ­i­sa­tion der Sanierungs­maß­nah­men. Die Kosten dafür tra­gen jedoch allein die Grund­stück­seigen­tümer. So arbeit­et man sich abschnittsweise bis zur Kom­plettsanierung des Kanal­net­zes im Markt Isen durch.

Markt Isen
System
Abwasser
Regierungsbezirk
Oberbayern
Landkreis
Erding
Länge des öffentlichen Kanalnetzes
40 km
Anzahl der angeschlossenen Einwohner
4.482
Kon­takt für Rückfragen
Kontaktperson
Werner Christofori, Geschäftsleiter Markt Isen
Telefonnummer
08083 53 01 – 14
E-Mail
christofori@isen.de
Website
www.isen.de